Infokasten: Wissenschaftliche Studien belegen gestörtes Sozialverhalten
Seit Robert Miller 1991 das Imprinting-Training entwickelte, beschäftigten sich zahlreiche Studien mit dieser Methode. Sie kamen allesamt darin überein, dass Imprinting nichts mit dem natürlichen Prägeverhalten von Pferden zu tun hat und die Fohlen dabei massivem Stress ausgesetzt werden. Langfristige positive Folgen des Imprintings konnten nicht nachgewiesen werden. Selbst wenn von positiven Effekten berichtet wird, seien diese minimal, so die Verhaltensforscher. Zum Beispiel wurde die Reaktion von 25 Fohlen, die nach der Geburt einem Training unterzogen wurden, mit anderen 22 Fohlen verglichen, die kein Imprinting erfahren hatten. In den folgenden Monaten wurde die Reaktion auf Trainingsreize verglichen. Das Ergebnis: In den ersten zwei Monaten bewältigten die Imprinting-Fohlen die Aufgaben zwar schneller, ab dem dritten Monat waren jedoch keine Unterschiede mehr vorhanden (Simpson et al., 2002).
In einer Untersuchung der französischen Wissenschaftlerin Hausberger (2004) wurden 170 Jungpferde auf verschiedenen Gestüten in der Bretagne beobachtet. Das Ergebnis: Die Pferde, die erst während des Absetzens und im Jahr darauf intensiven Kontakt zu Menschen hatten, reagierten dabei sehr ruhig und gelassen. Im Gegensatz dazu waren viele Pferde ängstlich und nervös, die kurz nach der Geburt viel gehändelt wurden.
In der aktuellsten Langzeitstudie mit dem Titel „Neonatal Handling Affects Durably Bonding and Social Development“ (Hausberger et al., 2009) verglichen die französischen Verhaltensforscher sowohl kurz- als auch langfristige Folgen von Imprinting: Verglichen wurde das Verhalten von Pferden, die nach der Geburt eine Stunde lang von ihrer Mutter getrennt und gehändelt wurden, mit solchen, die ungestört mit der Stute zusammen sein konnten. Beim Händling selbst zeigten die Fohlen deutliche Stress- und Verteidigungs-Reaktionen. Sie hielten zwar irgendwann still, hatten dabei aber trotzdem einen hohen Muskeltonus, was auf eine sogenannte erlernte Hilflosigkeit hinweist. Dieses negative Erlebnis wird durch die Trennung von der Mutter noch verstärkt, resümieren die Wissenschaftler. Außerdem hatten die gehändelten Fohlen eine unsicherere Bindung zu ihren Müttern, hingen mehr an ihnen und spielten weniger. Im Alter von einem Jahr nach dem Absetzen zeigten alle Fohlen etwa das gleiche Verhalten in Bezug auf ihre verschiedenen Aktivitäten. Es gab allerdings deutliche Unterschiede im Sozialverhalten: Gehändelte Fohlen verbrachten mehr Zeit alleine als ihre Altersgenossen, und wenn sie interagierten, so taten sie das kämpferischer und aggressiver als die Fohlen, die nach der Geburt ungestört waren.
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