Wilde Pferde in Deutschland - das Mustang Makeover

Text: Alina Voigt

Mustangs sind das Sinnbild von Freiheit und Wildnis. Sie spiegeln den wilden Westen wieder, sind anmutig, frei, stark, zäh und vor allem ungezähmt. Sie sind bekannt für ihre extreme Zielstrebigkeit und ihre grenzenlose Bereitschaft, alles für ihre Reiter zu geben.

Foto: Maggie Rothauge

Den Beweis dafür lieferten vier Freunde (Dokumentation „Ungezähmt“), die mit 16 Mustangs und einem Esel, durch teils unberührte Landstriche eine Strecke von 5.000 km von Mexiko bis nach Kanada zurücklegten. Alles andere als ungezähmt, kämpften sich diese Pferde für ihre Reiter und Bezugspersonen mit einer Härte und einer Zielstrebigkeit durch atemberaubende Landschaften, Hitze, Schnee, Glätte und steile Gebirgsketten.

In Amerika leben derzeit 58.000 Mustangs in freier Wildbahn, ständig auf der Suche nach Futter und immer mehr durch ihre natürlichen Lebensräume beraubt. Weitere 47.000 Mustangs sind mittlerweile in sogenannten Auffangstationen untergebracht, eingefangen durch das BLM (Bureau of Landmanagement) und in der Hoffnung darauf, durch ein Adoptionsverfahren einen neuen und eigenen „kleinen“ Lebensraum zu erhalten. Letztlich werden in den USA aber jährlich nur etwa 2.000 Mustangs adoptiert. Die Population wächst jedoch weiterhin in jedem Jahr um etwa 8.000 bis 10.000 Mustangs. Trotz der steigenden Zahlen betrachten einige Tierschutzgruppen die wilden Pferde bereits als vom Aussterben bedroht.

Kinofilm: Ungezähmt- Mit adoptierten Mustangs durchqueren vier junge Texaner die USA.

Foto: flickr

Experten konnten dies zwar in einer in 2013 veröffentlichen Studie widerlegen, dennoch ist die beschriebene Lage äußerst ernst. Augenzeugen berichten von verhungerten Pferden, Pferden, die auf der Suche nach Futter ihren Herdenmitgliedern Mähne und Schweif abfressen, und Fohlen, die noch an ihrer verstorbenen Mutterstute saugen. Ein angemessenes Regulierungsniveau würde die Situation der freilebenden Mustangs deutlich verbessern. Dieses liegt bei etwa 26.000 Pferden, weit entfernt von dem aktuellen Stand der Population.

In Amerika leben derzeit 58.000 Mustangs in freier Wildbahn.

Foto: Maggie Rothauge

Vor zehn Jahren wurde aus diesem Grunde in Amerika das „Extreme Mustang Makeover“ Event durch die „Mustang Heritage Foundation“ ins Leben gerufen. Dieses einzigartige Event dient dazu die Schönheit, Vielseitigkeit und Lernfähigkeit dieser wundervollen Pferde zu demonstrieren und damit die Beliebtheit der Pferde zu steigern. In Form einer Trainer-Challenge werden genau diese Eigenschaften herausgestellt. Innerhalb von 100 Tagen müssen die Teilnehmer des Charity-Events und damit auch Ausbilder der untrainierten Mustangs die Pferde auf die Show vorbereiten um sie dort für die anschließende Versteigerung an der Hand und unter dem Sattel in verschiedenen Disziplinen zu präsentieren. Der Erlös kommt der „Mustang Heritage Foundation“ und somit dem Wohlergehen der wilden Pferde zu Gute.

100 Tage vergehen schnell, die schonende Ausbildung eines Pferdes in nur drei Monaten scheint fast unmöglich. Nichtsdestotrotz zeigen die Ergebnisse dieses Charity-Events die unbegrenzten Möglichkeiten einer ganz besonderen Bindung zwischen Mensch und Pferd und die daraus resultierende Lernfähigkeit der Pferde auf.

Der Erlös aus dem Extreme Mustang Makeover kommt den wilden Pferden zugute.

Foto: Tara Martinak

Seit der Einführung des „Extreme Mustang Makeovers“ wurden in sechs verschiedenen Staaten bereits 83 Events durchgeführt. 3.629 Mustangs konnten allein durch diese Veranstaltung bis heute adoptiert werden und haben dadurch ein neues zu Hause gefunden. Ein Mustang erzielte bei einer Versteigerung sogar einen Höchstpreis von 250.000 Dollar und half damit im Wesentlichen seinen Freunden in der freien Wildbahn.

Mustang Makeover Germany

Das erste Mustang Makeover in Deutschland findet am 5. und 6. August 2017 in Aachen statt.

In diesem Jahr wird es erstmals eine vergleichbare Veranstaltung auch in Deutschland geben. Im Rahmen des „Mustang Makeovers Germany“ wurden 15 wilde Mustangs eingeflogen und bei 15 verschiedenen zugelosten Trainern untergebracht, die nun 90 Tage Zeit haben ihre Pferde auf die Präsentation und anschließende Versteigerung am 5./6. August 2017 auf dem Gelände des Aachen-Laurensberger Rennverein e.V. vorzubereiten. Für die Flugreise wurden die Pferde schonend an Basics wie Halfter, Transportmittel und zu guter Letzt an den Menschen gewöhnt. „Roh“ und „wild“ sind sie mit Sicherheit jedoch noch immer und eine große Herausforderung für die unterschiedlichsten Trainer.

Ist es überhaupt möglich ein rohes und wildes Pferd in der Kürze der Zeit reitbar zu machen? Angelehnt an das amerikanische Original soll sich dieses „Mustang Makeover“ in seiner ganz eigenen Art präsentieren, der Wettbewerbsdruck soll in den Hintergrund gestellt werden, was zählt ist das Band zwischen Trainer und Pferd. Immer im Sinne des Tieres werden die Mustangs nach ihrem ganz eigenen Tempo trainiert. Das Training wird ständig dokumentiert und ist somit transparent für Interessierte und potenzielle Käufer in sozialen Netzwerken zu verfolgen. Vorgestellt werden sollen die Pferde nach den drei Monaten in den unterschiedlichsten Disziplinen, von der Bodenarbeit oder Freiheitsdressur bis hin zum Einsatz unter dem Western- oder Dressursattel. Nicht nur für Trainer und Pferde eine spannende Zeit.

Eins ist sicher, die ungeteilte Aufmerksamkeit haben die Mustangs schon jetzt, denn welches Herz schlägt nicht höher bei den letzten wirklichen Wildpferden dieser Erde?

Mustang Makeover Germany: Was zählt ist die Beziehung zwischen Mensch und Pferd.

Foto: Pixabay

Die Münchener und Magdeburger Agrarversicherung hat die Quarantäne, den Transport sowie den Aufenthalt bei den Trainern der „wilden“ Mustangs versichert. Durch die Zusammenarbeit konnte ich mich persönlich davon überzeugen, dass der Import und die Ausbildung dieser wundervollen Pferde eine Herzensangelegenheit für die Veranstalter sind.

Am Ende der Veranstaltung wird ein Teil der Auktionsgebühr dem Verein IG MUSTANG zu Gute kommen, der auch weiterhin darum bemüht ist nicht nur über die Situation in den USA aufzuklären, sondern auch möglichst vielen Mustangs hier in Deutschland ein zu Hause zu geben.

In der Hoffnung auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen der freilebenden Mustangs wünsche ich mir im Sinne des Tierwohls und Tierschutzes, eine große und positive Resonanz auf das „Mustang Makeover Germany“. Und wer weiß, vielleicht können wir durch den Import von adoptierten Mustangs auch ein kleines bisschen „Wilden Westen“ in unser nicht ganz so wildes aber mit Sicherheit genauso schönes Deutschland bringen.

Kinofilm: Unbranded / Ungezähmt

Foto: flickr

Autor

Alina

Deutschlandweit für die MMA als Pferdeexpertin im Einsatz. Sie liebt ihren Hund und ihre Pferde gleichermaßen und ist von Kindesbeinen an begeisterte Springreiterin.

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