Rusty aus dem Reagenzglas IV

Text: Anna Castronovo

Wie sehr ähnelt ein Klon seinem Original?

Diese beiden sind keine Kopien voneinander, aber Klon und Vorbild können sich in bestimmten Merkmalen unterscheiden.

Dr. Katrin Hinrichs führt an der A&M Texas University die erste Langzeitstudie zum Thema „Pferdeklonen“ durch. Seit sechs Jahren beobachtet sie 14 Pferde, die sie selbst geklont hat. Dabei interessieren sie vor allem zwei Fragen: Wie sehr ähneln die Klone ihren Vorbildern und wie kann Klonen für die Pferdeindustrie genutzt werden?

„Wie stark die Ähnlichkeit zum Spendertier ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Davon stehen zwei direkt mit dem Klonen in Verbindung“, erklärt die Genforscherin. „Das sind zum einen Veränderungen der Mitochondrien, die das Erbmaterial enthalten, und zum anderen epigenetische Veränderungen. Dadurch kann ein Klon z.B. etwas kleiner, größer, kräftiger oder zierlicher ausfallen als das Original.“ Oder, wie im Falle von E.T.s Kopie, nicht genau dieselbe auffällige Blesse haben. Diese kleinen Veränderungen im Erscheinungsbild entstehen, da Chromosomen nicht nur eins zu eins vererbt werden, sondern auch durch Lebensumstände beeinflusst werden können. So ist ein Embryo, der im Reagenzglas erzeugt wird, anderen Bedingungen ausgesetzt als einer, der in der Gebärmutter heranwächst. „Das kommt auch beim Embryo-Transfer vor“, so Dr. Hinrichs, „aber beim Klonen fällt es mehr auf, weil man ein bestimmtes Aussehen erwartet.“

Diese Abweichungen sowie gesundheitliche Probleme, die bei vielen neugeborenen Klonen auftreten, machen es für Dr. Hinrichs unwahrscheinlich, dass die Klone genauso leistungsfähig sind wie ihre Vorbilder. Sie könnten aber eingesetzt werden, um leistungsfähige Nachkommen zu zeugen, sagt sie. „Klonen ist eine Möglichkeit des Gen-Bankings, ähnlich wie bei Tiefgefriersperma. Auf diese Weise können sich unfruchtbare oder tote Pferde weiter fortpflanzen.“

Aber: „Beim Klonen kann auch Missbrauch und Manipulation betrieben werden und es ist schwer vorhersehbar, wie weit das gehen kann. Klonen ist nicht nur ineffizient und kostspielig, sondern aufgrund der vielen Einflussfaktoren auch ungeeignet, um Champions zu schaffen. Klonen ist nicht dazu da, Sportpferde zu machen, sondern Zuchttiere.“

Werden in Deutschland Pferde geklont?

Obwohl das Klonen in der EU nicht verboten ist, weder zur Fleischproduktion noch zu Forschungszwecken, sind sich die Experten darüber einig, dass in Deutschland vorerst nicht geklont wird. Zu teuer, zu aufwändig, zu strenge Gesetze. „Deutschland hat ein sehr strenges Tierschutzgesetz“, erklärt Genforscher Eckhard Wolf. „Klon-Experimente mit Tieren sind hier genehmigungspflichtige Tierversuche. Um eine Genehmigung zu erhalten, müssen wir nachweisen, dass potenzielle Leiden, Schmerzen oder Schäden beim Klonierungsprozess oder an den Klonen selbst im Gleichgewicht zum zu erwartenden Erkenntnisgewinn stehen. Deswegen brauchen Forscher in Deutschland einen triftigen Grund, um eine Genehmigung zu erhalten, z.B. die Aussicht auf neue Erkenntnisse zur Bekämpfung von Krankheiten.“ Dass in Deutschland das Klonen für die Pferdezucht zugelassen wird, ist für Wolf deshalb kaum vorstellbar.

Ob Pferdeklone die Ausnahme bleiben oder sich diese Technologie irgendwann ebenso durchsetzen wird wie einst die künstliche Besamung, wird sich zeigen. Für Prometheus ging die Sache mit dem Feuer jedenfalls nicht gut aus. Er versauerte, an einen Felsen gefesselt. Und den Menschen schickte Zeus die Büchse der Pandora.

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

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