Rusty aus dem Reagenzglas III

Pflanzen sich die Klone fort?

Rustys Klone sind im Anglo European Studbook (AES) eingetragen. In den Stallungen des Gen-Labors Cryozootech in Frankreich wächst Rusty-Klon 1 heran.

Dass Klone sich natürlich fortpflanzen können, ist seit 2008 bewiesen. Wieder waren die Italiener am schnellsten: Klon-Sensation Prometea brachte ein gesundes Hengstfohlen zur Welt. „Prometea hat gezeigt, dass sie ein ganz normales und gesundes Tier ist“, freute man sich in Cremona. „Der letzte Beweis für ihre Normalität ist die natürliche Geburt von Pegaso.“

Mittlerweile gibt es bereits sechs Klon-Hengste, die im Deckeinsatz stehen. Die Kopie des Vollblüters Pieraz deckt in Frankreich bereits seit 2009 und hat bereits über 30 gesunde Fohlen vorzuweisen. Der Klon von Hugo Simons Spitzenpferd E.T., bekam 2010 zum ersten Mal Nachwuchs und hat mittlerweile gut 15 gesunde Nachkommen. Drei davon leben auf der Farm von Eric Palmer. Er will sie ausbilden und zu Champions machen, um zu beweisen, dass die Gewinner-Gene beim Klonen weitergegeben werden. „Dann wird meine Vision Realität“, sagt er. Dreimal pro Woche muss der Klon zur Samenspende antreten, damit das Tiefgefriersperma von E.T. weltweit zu haben ist. Das ist übrigens gar nicht so teuer: Eine Portion kostet rund 500,- Euro. Auch Margit und Hugo Simon, die ihren E.T. Anfang 2013 einschläfern lassen mussten, haben eine Stute mit dem Tiefgefriersperma seines Klons besamen lassen. „Damit seine Gene und sein Geist wieder hierher zu uns kommen“, sagte Margit Simon in einer WDR-Dokumentation Ende September 2013. „Damit E.T. wieder da ist.“

Der Klon von Quidam de Revel steht seit 2012 in Belgien im Deckeinsatz, ein Klon von Gem Twist pflanzt sich ebenfalls fleißig fort und auch die Kopien von Chellano und Air Jordan decken in Zangersheide. Levisto Alpha Z ist ebenfalls gekört, läuft aber aktuell im Sport und deckt deshalb nicht. Das belgische Stutbuch Zangersheide ist es auch, welches den Reproduktionen von Pieraz, E.T., Levisto und Chellano ihre Zuchterlaubnis erteilt hat. Der mittlerweile verstorbene Gestütschef Léon Melchior war dafür bekannt, dass er neuen Techniken und Methoden offen gegenüber stand. Vor gut 30 Jahren wurde in Zangersheide mit künstlicher Besamung begonnen – gegen den Willen der deutschen Zuchtverbände. Heute gehört sie zur züchterischen Normalität. Auch beim Embryo-Transfer spielte Melchior eine Vorreiterrolle und schließlich war Zangersheide das erste Zuchtbuch, das Klone zuließ.

Der Belgier war allerdings nur an Springblut interessiert. Deshalb ließ Dr. Palmer Rusty Klon 1 und Rusty Klon 2 ins britische Anglo European Studbook (AES) eintragen. „AES hat außerdem zwei Klone von Gem Twist und einen von Romulus 16 aufgenommen“, freut er sich. Auch das holländische KWPN-Stutbuch zog mit und nahm zwei Klone des Dressur-Hengstes Jazz auf, der jahrelang das Ranking der besten Vererber des Weltzuchtverbandes anführte. „Ich hoffe, das nächste Stutbuch, das Klone registriert, wird ein deutsches sein“, so Palmer.

Was kostet es, ein Pferd zu klonen?

Prof. Dr. vet. med. Eckhard Wolf vom Genzentrum der LMU München hat festgestellt, dass Defekte an verschiedenen Organen bei Klontieren wesentlich häufiger auftreten, als bei natürlich gezeugten Tieren.

Es gibt durchaus günstige Möglichkeiten, im großen Reproduktions-Roulette mitzuspielen. Beim „Cell Banking“ kann man zum Beispiel das Genmaterial seines eigenen Pferdes einfrieren lassen (ca. 5.000 Euro) oder sich beim „Clone Sharing“ für einen ähnlichen Betrag an einem Klon beteiligen. Man kann in Frankreich sogar seinen eigenen Vierbeiner reproduzieren lassen. Kostenpunkt: 250.000 Euro.

Deutlich preiswerter bekommt man einen Pferde-Klon in den USA. Das Unternehmen ViaGen in Austin/Texas ist die einzige Firma weltweit, die das Klonen von Haustieren und Pferden kommerziell betreibt. Mehrere hundert gesunde Pferdeklone habe die Firma bereits hervorgebracht und in die ganze Welt geliefert, berichtet Geschäftsführer Blake Russell.

Auch hier muss der Kunde dem Labor lediglich eine Hautprobe zur Verfügung stellen, um den Rest kümmern sich die Wissenschaftler. Für 85.000,- Dollar fliegt schließlich das gesunde Fohlen mit seiner Leihmutter zum Auftraggeber, nach dem Absetzen reist die Mutterstute wieder zurück nach Texas. „Die Nachfrage nach geklonten Pferden steigt stetig an“, sagen die amerikanischen Forscher. „Die meisten Auftraggeber kommen aus Europa und Südamerika.“

Aber hat ein Klon überhaupt ähnliche Wesensmerkmale wie das Original? „Bisher gibt es dazu keine systematische Untersuchung“, sagt Dr. Eckhard Wolf dazu. „Meine Vermutung ist, dass sich das geklonte Tier durchaus stark vom Original unterscheiden kann. Ich denke, dass viele der Auftraggeber mit dem Ergebnis unzufrieden sein werden.“

Teil IV der Serie beobachtet, ob ein Klon wirklich das exakte Ebenbild seines Vorbilds ist.

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

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