Allianz Agrar

Am 05. und 06. August 2017 lockte ausnahmsweise nicht die hochkarätige Weltelite des Pferdesports auf das Gelände des CHIO Aachens, sondern die wilden Mustangs des ersten Mustang Makeovers Germany. Nach insgesamt 90 Tagen intensiven Trainings mit den wilden Mustangs aus Amerika fand die Trainer-Challenge des Mustang Makeovers an diesem Wochenende seinen Höhenpunkt. Renommierte Trainer wie Bernd Hackl, Sandra Schneider, Luuk Teunissen oder Maja Hegge sowie viele weitere höchst erfahrene und bekannte Trainer zeigten dort die beeindruckenden Ergebnisse ihrer Arbeit. Im Rahmen der unterschiedlichen Prüfungen der Trainer-Challenge konnten die Zuschauer das Band zwischen Mensch und Tier spüren. Zu bewundern waren Aufgaben an der Hand und unter dem Sattel, von der Trailarbeit bis zur Dressurarbeit. Ganz im Sinne einer Partnerschaft ohne Zwang wurde es dem Trainer selbst überlassen, wie viel er seinem Pferd abverlangen möchte. Beurteilt wurde die Leistung durch Madison Shambaugh’s, bekannt als Mustang Maddy, Juan Vendrell und Alexandra Edinge.

Die Mustangs im Stadion mit über 6.000 Zuschauern. Geklatscht wurde nicht, wegen der Lautstärke. Eine spannende Atmosphäre! Fotos: Photography Equus

Die eindrucksvolle Kulisse des Deutsche Bank Stadions und die mehr als 6.000 Zuschauer verliehen diesem Event eine ganz besondere Note und stellten vor allem die Trainer vor eine große Herausforderung. Denn nicht jeder Mustang tauscht die Wildbahn oder den Paddock des Trainers so ohne weiteres gegen ein riesiges Stadion aus. Für das Band zwischen Trainer und Mustang eine kleine Zerreißprobe, aber die Trainer wären nicht Trainer des Mustang Makeover Germany geworden, wenn sie diese Situation nicht hätten lösen können. Und obwohl einige Mustangs in so manchem Moment die Arena fluchtartig verlassen wollten, waren doch mehr entspannte und gelassene Lektionen und Momente zu beobachten. Vertrauensvoll ließen sich die Pferde ablegen, verschwanden ohne mit der Wimper zu zucken unter einem Meer von pinken und rosa Luftballons, bedankten sich mit einem Kompliment, fetzten mit einem Einhorn im Schlepptau durch den Sand oder trabten blind mit einer Augenbinde um den Kopf gebunden und ihrem Reiter im Sattel durch die Arena.

Hier hat sich bewiesen, der Mustang ist aufgeschlossen, anpassungsfähig und lernwillig. Hat er einmal das Vertrauen zu seinem Menschen gefasst, ist er bereit alles zu tun. Yvonne Gutsche, Pferd & Mensch Vertrauenstrainerin und Stuntreiterin, betonte, dass der Mustang im Unterschied zu unseren Hauspferden ein unbeschriebenes Blatt sei. Alles was sie ihren Mustang gelehrt habe, habe er von ihr selbst gelernt. Es sei so als würde man mit einem Rohdiamanten arbeiten. Der Mustang gibt uns Menschen immer eine ehrliche Rückmeldung, ist unbelastet, widerstandsfähig und geht mit seinem Menschen durchs Feuer, wenn der Mensch ihn erst einmal für sich gewonnen hat. „Tu so, als wolltest Du heute nicht mehr fertig werden, wenn Du mit Pferden arbeiten willst“ zitierte Erich Busch (Westerntrainer) an diesem Wochenende seinen Hufschmied. Das Ergebnis seines Geheimrezepts, ein gelassener, geländesicherer und zufriedener Mustang.

Beeindruckend. Maja Hegge mit ihrer Schimmelstute Taipa. Fotos: Photography Equus 

Spannend wurde es dann noch einmal in einem weiteren Höhepunkt des Tages, der Versteigerung der Mustangs. Hier schaffte es der Auktionator Volker Raulf noch einmal, die Zuschauer zu bewegen, mitbieten und Tränen der Freude fließen zu lassen. Alle Pferde fanden hier ihren neuen oder „alten“ Menschen. Cathleen Trudrung (Westerntrainerin), Sandra Schneider (Pferdetrainerin), Silke Valentin (Parelli Instructor) und Yvonne Gutsche (Pferd & Mensch Vertrauenstrainerin und Stuntreiterin) nahmen ihre Mustangs selbst mit nach Hause, während die anderen Mustangs ein tolles neues zu Hause bei den Höchstbietenden fanden und damit ein Wochenende voller Emotionen glücklich enden ließen.

Und trotzdem werden sich auch an diesem Wochenende wieder viele die Frage gestellt haben, was ein American Mustang eigentlich in Deutschland macht. Gehört diese wilde Pferderasse überhaupt hier her? Die Antwort liegt in der dramatischen Situation der Mustangs in Amerika, welche in diesem fortgeschrittenem Stadium nicht mehr umgekehrt werden kann. Auch in diesem Jahr werden erneut rund 10.000 Pferde eingefangen, im Schnitt werden jedoch nur 2.500 Pferd pro Jahr verkauft. Die Natur bietet weder Flächen noch Futter für die Pferde, in den Auffangstationen wird der Raum knapp, das Budget reicht kaum aus und soll in Zukunft weiter gekürzt werden. Das Mustang Makeover Germany dagegen gibt Hoffnung. Hoffnung auf finanzielle Unterstützung und mehr interessierten Pferdeliebhabern, die den Mustangs einen kleinen Fleck Erde mit genügend Wasser, Heu und Liebe zur Verfügung stellen möchten. Die Aufmerksamkeit hat diese Rasse nach diesem eindrucksvollen Wochenende in Deutschland nun, das ist klar, und wir können gespannt sein auf ein ebenso faszinierendes Mustang Makeover Germany 2018!