Alcantaras Tagebuch - Die Geburt

Endlich ist es da... 335 Tage hat Alcantaras Fohlen auf sich warten lassen. Es war eine spannende Zeit und trotz bester Vorbereitung, war es eine wahnsinnig aufregende Geburt, die so schnell keiner von uns vergessen wird.

Endlich ist er da!

Foto: A. Voigt

Wie im Lehrbuch hat sich die Geburt schon einige Tage vorher angekündigt. Den ersten Harztropfen hatte Alcantara bereits acht Tage vor der Geburt, ihr Bauch begann sich abzusenken und ihre Schweifrübe stand leicht hervor. Aufgrund des warmen Wetters war sie ständig nass geschwitzt, ließ sich aber noch Zeit. Ihr Euter begann sich zu füllen und einen Tag vor der Geburt lief die Milch schon im Strahl ab. Unsere nächtlichen Kontrollen waren eng getaktet.

Die Nacht in der ihr Fohlen geboren wurde war turbulent, bereits am Vorabend war in dem sonst so ruhigen Stall einiges los. Einer der Wallache hatte Probleme beim Schlucken und kolikartige Symptome. Der Besitzer und ein Tierarzt betreuten den armen Kerl über Stunden bis tief in die Nacht. Niemand rechnete mehr damit, dass Alcantara ausgerechnet in dieser Nacht fohlen würde. Gegen Mitternacht überraschte uns ein schweres Unwetter mit Blitz und Donner. Während durch den starken Regen Scheune und Stall mit Wasser voll liefen und der Donner laut krachte, hatte Alcantaras Fohlen es jetzt plötzlich eilig. Gegen viertel nach eins platze die Fruchtblase und Alcantara begann zunächst im Liegen zu Pressen. Nach kürzester Zeit waren bereits die Vorderbeine zu sehen. Auch das Köpfchen kam nach und nach zum Vorschein. Alcantara hatte sichtlich starke Wehen und Arbeit damit ihr Fohlen im Geburtskanal Richtung „Ausgang“ zu schieben und sprang immer wieder auf. Nach circa 20 Minuten war sie immer noch keinen Schritt weiter und legte sich nicht mehr ab. Wir wussten sofort, dass irgendetwas nicht stimmt und entschlossen uns, die Tierärztin anzurufen. Erst nach vielen weiteren Minuten, die uns vorkamen wie eine Ewigkeit, kam ein riesiges und wunderschönes Hengstfohlen zum Vorschein. Nun war klar, warum Alcantara es nicht ohne unsere Hilfe geschafft hätte. Der „kleine“ Kerl ist riesig, hat meterlange Beine und extrem kräftige Gelenke. Völlig erschöpft lag er nun im Stroh, den Körper noch bedeckt mit der Eihülle, während Alcantara geistesabwesend nach draußen in den Regen starrte.

Es war für alle Beteiligten ein magischer Moment, als Alcantara plötzlich feststellte, dass sie nun Mutter war und ihr Fohlen voller Freude begrüßte. Ein Moment, den vermutlich kein Züchter jemals wieder in seinem Leben vergessen wird. Wir tauften das kleine Fohlen „Athelstan Z“. Gute Freunde dürfen ihn auch „Atze“ nennen :-). Alcantara platzte vor Mutterglück, war jedoch noch ziemlich unbeholfen und wir mussten aufpassen, dass sie nicht vor lauter Aufregung über ihr eigenes Fohlen lief.

Alcantara platz vor Mutterglück.

Foto: A. Voigt

Ist das Fohlen geboren, sollte in der letzten Phase der Geburt die Nachgeburt ausgestoßen und auf Vollständigkeit geprüft werden. Außerdem muss sich das Fohlen langsam zurechtfinden und seine ersten Aufstehversuche wagen, um möglichst innerhalb der ersten zwei Stunden mit dem Trinken der lebenswichtigen Biestmilch zu beginnen. Aber mit der Theorie und Praxis ist es ja oft so eine Sache. Leider löste sich Alcantaras Nachgeburt nicht von alleine. Die Tierärztin war aber inzwischen eingetroffen und konnte helfen.

Die abgestoßene Plazenta war vollständig, auch der kleine Atze machte einen guten Eindruck. Somit leerte sich der Stall nach und nach, sodass Mutter und Fohlen sich langsam und in Ruhe aneinander gewöhnen konnten. Alles schien gut zu sein, aber wieder einmal sollten die langen Beine des „kleinen“ Kerls, Mutter und Fohlen zum Verhängnis werden. Atze konnte nicht stehen. Nur mit unserer Hilfe gelang es ihm nach etwa drei Stunden auf allen vier Hufen zu stehen. An Trinken war jedoch noch lange nicht zu denken. Um ihm möglichst schnell mit der lebenswichtigen Biestmilch zu versorgen, blieb uns nichts anderes übrig, als Alcantara zu melken und Atze mit der Flasche zu füttern. Ziemlich besorgt, versuchten wir ihn immer wieder zum Stehen und Trinken zu bewegen, aber es schien als würde nur maximal eins von beidem funktionieren. Mittlerweile waren wir schon durchgeschwitzt und hatten Mühe Atze zu halten. Es folgten noch viele weitere Versuche, bis der Kleine es nach rund zehn Stunden schaffte, alleine - wenn auch wackelig - zu stehen und zu trinken. Das erste Mal seit der Geburt konnten wir aufatmen. Mutter und Fohlen standen glücklich zusammen.

Atze kann endlich alleine trinken.

Foto: A. Voigt

Aber auch die nächsten Stunden und Tage sollten aufregend werden, denn die Probleme mit der Nachgeburt, sowie das verzögerte Aufstehen und Trinken zogen noch so einige Komplikationen nach sich, die uns immer wieder um die beiden zittern ließen. Was Alcantara und ihr Fohlen Atze in den Tagen nach der Geburt noch alles so erleben und durchstehen mussten, erfahrt ihr im nächsten Blog! Das Wichtigste ist und bleibt jedoch – beide sind trotz Komplikationen wohl auf und wir sind alle bereits seit der ersten Minute in den kleinen Charmeur verliebt.

Alcantara und Atze stehen glücklich zusammen.

Foto: A. Voigt

Möchtest Du Alcantaras Trächtigkeit von Anfang an verfolgen?

Hier geht es zum ersten Blogbeitrag.

Autor

Alina

Deutschlandweit für die MMA als Pferdeexpertin im Einsatz. Sie liebt ihren Hund und ihre Pferde gleichermaßen und ist von Kindesbeinen an begeisterte Springreiterin.

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