Alcantaras Tagebuch

Text: Alina Voigt

Der Countdown läuft - Vorbereitungen zur Geburt

Die Geburt rückt immer näher.

Foto: A. Voigt

Der Tag der Geburt rückt langsam näher und es gibt noch alle Hände voll zu tun. Schließlich soll die Geburt von Alcantaras Fohlen so reibungslos wie möglich verlaufen, um ihrem Fohlen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Wie sollte die Abfohlbox aussehen?

Vor der Geburt des Fohlens sollte die Stute in eine sogenannte Abfohlbox umgestellt werden. Diese zeichnet sich durch die räumliche Trennung von den restlichen Pferden und eine ruhige Umgebung aus, um ein möglichst stressfreies Abfohlen zu garantieren. In der freien Natur würde sich die Stute vor der Geburt auch zurückziehen. Je nach Größe des Pferdes sollte die Abfohlbox eine Größe von bis zu 20m2 aufweisen. Dabei gilt, je größer die Box, umso geringer die Gefahr des Festliegens während der Geburt. Ist im eigenen Betrieb keine Box vorhanden, die diesen Kriterien entspricht, so besteht alternativ die Möglichkeit eine Abfohlbox in einem darauf spezialisierten Stall zu mieten. In diesem Fall müsste zwar ein Transport während der Trächtigkeit auf sich genommen werden, dafür steht bei der Geburtsüberwachung und der Geburt selbst geschultes Fachpersonal zur Seite.

Wann sollte die Stute in die Abfohlbox umziehen?

Ein Transport zu einer „betriebsfremden“ Abfohlbox sollte mindestens sechs Wochen vor dem errechneten Abfohltermin erfolgen, damit der Stute eine stressfreie Eingewöhnung und eine Bildung von Abwehrstoffen gegen die betriebsindividuellen Keime ermöglicht wird. Selbst kurz vor der Geburt, sollte sich die Stute noch an der frischen Luft bewegen können, um den Stoffwechsel anzuregen. Durch das Training der Muskulatur wird die Versorgung des Fohlens im Mutterleib mit Sauerstoff gewährleistet.

Alcantara bewohnt ihre Abfohlbox, zumindest in der Nacht, bereits seit dem 43. Trächtigkeitstag. Das sind also optimale Voraussetzungen für eine stressfreie Geburt. Hier hat sie jede Menge Platz, Stroh und Heu sowie eine ruhige entspannte Umgebung, in der sie sich bereits sehr zu Hause fühlt.

Alcantara darf sich an der frischen Luft bewegen, um ihren Stoffwechsel anzuregen.

Foto: A. Voigt

Welche Maßnahmen der Geburtsüberwachung gibt es?

Da Alcantara ständig unter Beobachtung steht, ist eine zusätzliche Geburtsüberwachung in unserem Fall eigentlich nicht erforderlich. Trotzdem wird Alcantara rechtzeitig vor der Geburt mit dem Tragen eines Überwachungsgurtes beginnen. Überwachungsgurte gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Manche reagieren auf die Lage der Stute beispielsweise wenn sich diese in Seitenlage befindet, andere reagieren auf das Absinken der Körpertemperatur oder auf die Hautfeuchtigkeit. Besonders neue Modelle weisen eine hohe Sicherheit zur Erkennung des Geburtsbeginns auf.

Die Auswahl an Überwachungsmaßnahmen ist groß und es gibt viele weitere Methoden, die das rechtzeitige erkennen der Geburt erleichtern ohne die Stute dabei zu stören.

Die Überwachungskamera ist wohl eine der am häufigsten eingesetzten Methoden der Geburtsüberwachung. Die Modelle die auch in absoluter Dunkelheit verwendbare Bilder übertragen, sind besonders beliebt, da sie die Stute in ihrer Geburtsvorbereitung nicht stören und sie nicht unter Stress setzen. Es gibt sogar schon Modelle, die per Smartphone überall abrufbar sind, sofern eine Internetverbindung besteht.

Auch aufgrund der Körpertemperatur können Rückschlüsse auf den Geburtszeitpunkt gezogen werden. Diese sinkt kurz vor der Geburt um ca. 1°C ab. Bei dieser Methode muss die „Normtemperatur“ der Stute jedoch gut beobachtet werden.

Wenige Tage vor der Geburt können anhand des Präkolostrums Veränderungen im pH-Wert festgestellt werden. Dafür werden täglich ein bis zweimal ein paar Tropfen aus derselben Zitze des Euters abgemolken. Für die Messung sind pH-Wert Streifen, die auch für den Urin pH-Wert genutzt werden, geeignet. Diese Methode ist nicht immer zuverlässig und auch, wenn das tröpfchenweise „Abmelken“ nachweislich laut einer Untersuchung von Karbaum im Jahr 2000 keine negative Auswirkung hat, so kann das Anfassen des Euters durchaus für manche Stuten Stress bedeuten.

Der Foaling-Test reagiert auf die Veränderungen des Kalzium- und Magnesiumgehalts im Präkolostrum der Stute. Je nach Gehalt lässt sich voraussagen, ob die Geburt in den nächsten 24 Stunden eintritt oder nicht. Hierfür wird ein Milliliter der Milch mit destilliertem Wasser vermischt und der Teststreifen eingetaucht.

Was benötige ich noch für die Geburt und Erstversorgung des Fohlens?

Um optimal auf den Tag der Geburt vorbereitet zu sein, sollte jeder Züchter eine sogenannte „Abfohlkiste“ bereithalten. Diese sollte folgende Sachen beinhalten:

  • Bandage zum Einbinden des Schweifes der Stute
  • Eimer, Wasser und Seife
  • Einweghandschuhe
  • Fieberthermometer
  • Geburtsketten oder –stricke (vorsichtige und bedachte Anwendung)
  • Jodlösung und „Dipgefäß“ zur Nabeldesinfektion
  • Klistier (Einlauf)
  • saubere Tücher
  • Schere und Bindfaden (für das Abbinden des Nabelstumpfs), Nabelschnurklemme
  • Strohband o.ä. zum Hochbinden der Nachgeburt
  • Telefonnummern von Tierarzt, Händlern von Kolostralmilchersatz und Fohlenmilch
Alcantaras Abfohlkiste ist bereit gepackt!

Foto: A. Voigt

Alcantaras Abfohlkiste ist bereit gepackt! Um die Notwendigkeit der Utensilien nachvollziehen zu können, ist es oftmals wichtig sich den Ablauf der Fohlengeburt und die nötige Erstversorgung des Fohlens zu betrachten. Mehr darüber erfahrt ihr in unserem nächsten Blog.

Hier geht es zum nächsten Blogbeitrag von Alcantaras Tagebuch.

 

Möchtest Du Alcantaras Trächtigkeit von Anfang an verfolgen?

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Autor

Alina

Deutschlandweit für die MMA als Pferdeexpertin im Einsatz. Sie liebt ihren Hund und ihre Pferde gleichermaßen und ist von Kindesbeinen an begeisterte Springreiterin.

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