Das Pferde-Logbuch - Interview

Text: Alina Voigt

Das Pferde-Logbuch von Anja Bohm und Frank Husmann soll schnell und einfach einen gesammelten Überblick über den gesamten Pflege- und Behandlungsverlauf eines Pferdes geben. Häufig wissen die Pferdebesitzer nicht mehr wann welche Behandlung gemacht oder welche Medikamente eingesetzt wurden. Um den Überblick zu behalten, haben die Autoren das Pferde-Logbuch entwickelt. In einem entsprechenden Leitfaden wird genau definiert, wie ein rundum gesundes Pferd aussieht und was zur langfristigen Gesunderhaltung beitragen kann. Der Vorteil an dem Pferde-Logbuch ist, dass es das Pferd ein Leben lang auch bei einem Besitzwechsel begleitet. Wir haben mit der Gründerin Anja Bohm über dieses interessante Konzept gesprochen.

Die Autoren Anja Bohm und Frank Husmann

Foto: A. Bohm

Liebe Frau Bohm, für die, denen es noch völlig unbekannt ist, um was handelt es sich bei dem Pferde-Logbuch?

Das Pferde-Logbuch ist vergleichbar mit dem Service-Scheckheft für Autos: Es können alle gesundheitsrelevanten Daten sowie alle Behandlungen dokumentiert werden. So lässt sich Alles gut nachvollziehen. Im Gegensatz zum Auto, das meistens in einer Werkstadt betreut wird, sieht ein Pferd im Verlauf eines Jahres im Idealfall verschiedene Behandler. Deswegen ist im Pferde-Logbuch Platz für alle wichtigen Akteure: Neben dem Tierarzt können Einträge stehen vom Hufpfleger, Sattler, Pferde-Zahnarzt und Komplementärmediziner wie Chiropraktiker, Heilpraktiker, Physiotherapeuten sowie Osteopathen.

Trudi mit dem Pferde-Logbuch und dem Gesundheitsleitfaden.

Foto: H. Wieser

Darüber hinaus können Wurmkuren und Impfungen eingetragen werden. Auch ist Platz, um Unverträglichkeiten, Allergien sowie das Gewicht des Pferdes zu dokumentieren – und natürlich die Stammdaten wie Name, Lebensnummer und ein Foto. Denn oft reicht das Diagramm im Equidenpass nicht aus, um ein Pferd zweifelsfrei zu identifizieren. Ich selbst habe schon einmal ein Pferd besessen, bei dem nach rund neun Jahren der Transponder nicht mehr zu finden war. Im Zweifelsfall kann ein gutes Foto vom Pferd dann bessere Dienste leisten.

Wir haben genug Raum für 30 Lebensjahre, sodass in einem Buch alle Daten zusammengefasst werden können. Wir haben aber beispielsweise auch Züchter, die mehrere Zuchtstuten in einem Buch erfassen. Das Pferde-Logbuch sollte das Pferd ein Leben lang begleiten und beim Verkauf ebenfalls den Besitzer wechseln.

Gerade für Züchter kann der Einsatz des Pferde-Logbuchs hilfreich sein: Wenn das Buch ab Geburt für das Pferd eingesetzt wird, kann der Züchter ein scheckheftgepflegtes Pferd verkaufen – und alle Gesundheitsmaßnahmen nachweisen. Dies war bisher nicht möglich, obwohl immer wieder damit geworben wird, man verkaufe ein "quasi scheckheftgepflegtes" Pferd.

Ich glaube sogar, dass das Pferde-Logbuch dazu beitragen kann, dass bestimmte Behandlungen des Pferdes verbessert werden können. Stellen Sie sich mal vor Sie sind Tierarzt und wissen genau, wie ihr Patient bisher behandelt wurde und welche Therapien angewendet wurden. Dann kann es sogar helfen, auf dieser Basis die bestmögliche Therapie auszuwählen.

 

Wie entstand die Idee des Logbuchs?

Mein Lebensgefährte ist Pferde-Zahnarzt und hatte schon häufiger damit zu kämpfen, das Neukunden keine Informationen zu vorherigen Zahnbehandlungen hatten – von Unterlagen ganz abgesehen. Er kam von einem solchen Termin nach Hause und meinte: "Warum gibt es eigentlich kein Scheckheft für Pferde?" Ich habe diese Idee aufgegriffen und sofort im Internet nach etwas derartigem gesucht. Tatsächlich bin ich auch fündig geworden. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) hatte vor Jahren eine ähnliche Idee. Jedoch hat sie diese relativ schnell wieder eingestellt. Außerdem gibt es ein weiteres Produkt am Markt, das aber anders aufgebaut ist. Nach Angaben des Herausgebers reicht dies für "ein durchschnittlich gesundes Pferd" nur fünf bis sieben Jahre aus. Das genügt aber nicht, um ein ganzes Pferdeleben abzubilden.

Hinzu kommt, dass ich als Ausbilderin im Pferdesport tätig bin. Dabei habe ich schon häufig festgestellt, dass es für viele eine Herausforderung zu sein scheint, alle notwendigen Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Pferdes zu planen und durchzuführen. Das Pferde-Logbuch verbindet Planung und Dokumentation in einem. Im Verlauf der Entwicklung stellten wir zudem fest, dass es zahlreiche Veröffentlichungen und Beiträge zu Pferdekrankheiten und noch mehr Meinungen zu bestimmten Gesundheitsthemen im Internet gibt. Stellvertretend für einige andere Themenkomplexe seien hier Wurmkuren und Impfungen genannt.

Die Idee des Logbuchs habe ich mit Wunsch verknüpft, Pferdebesitzern wirklich gute Empfehlungen zu Gesundheitsthemen ermöglichen zu können. Nehmen wir das Beispiel „Entwurmung“. Hier gibt es  viele Pros und Contras im Internet zu strategischer und selektiver Entwurmung sowie zum Thema Impfen Jedoch erfordert es eine sehr komplexe Internetrecherche, um beispielsweise alle notwendigen Informationen zu finden, wie eine selektive Entwurmung – inklusive der dazu gehörigen Kotprobe – richtig durchgeführt wird. Daraus entstand die Idee des Gesundheitsleitfadens für Pferde: Darin sind beispielsweise alle derzeit verfügbaren Impfungen aufgeführt - mit dem jeweiligen wissenschaftlichen Sachstand und Empfehlungen, ob und wenn ja, wie geimpft werden sollte. Die Empfehlungen stammen nicht von uns, sondern von der Ständigen Impfkommission Veterinär. Und natürlich stellen wir auch die Selektive der strategischen Entwurmung gegenüber. Hier geben wir keine Empfehlung, sondern wollen eine Entscheidungsgrundlage schaffen und verdeutlichen, welches Verfahren wie anzuwenden ist.

 

Wie kam es zu dem jetzigen Layout und Inhalt, was waren die entscheidenden Faktoren?

Wir wollten, dass das Pferde-Logbuch grundsätzlich stabil genug ist, um den Bedingungen im Stallbereich stand zu halten. In die Entwicklung des Umschlags ist viel Hirnschmalz geflossen. Leder war schnell ausgeschlossen, da es auf Dauer zu empfindlich und nicht wasserfest ist.

Dementsprechend war ein hochwertiger Kunststoff, der übrigens aus Italien stammt, das Mittel der Wahl. Die Größe sollte an den Equidenpass angepasst sein, damit alle Dokumente zusammen aufbewahrt werden können. Deshalb ist in der Mappe ein Fach für den Equidenpass vorgesehen. Außerdem sollte es handlich und leicht im Sattelschrank zu verstauen sein –aus diesem Grund wollten wir es unbedingt kleiner als DIN A4 gestalten.

Desweiteren war uns wichtig, dass man alle Daten für ein Jahr auf einer Seite hat, um den Überblick über die Termine behalten zu können. Schnell war uns klar, dass Terminüberwachung und kurze Dokumentation des jeweiligen Termins nicht auf eine Seite passten – deswegen entstanden die zwei Doppelseiten pro Lebensjahr.

 

Trudi erkundet das Logbuch.

Foto: H. Wieser

Warum ist gerade der Leitfaden zur Gesunderhaltung des Pferdes nochmal ein wichtiges Zusatztool für alle Anwender des Logbuchs?

Darin sind alle gesundheitsrelevanten Themen aufgeführt, die jeden Pferdebesitzer interessieren. Neben den schon genannten finden sich darin auch Infos zu den Themen Pferde-Zahnarzt, Thermoregulation, Unverträglichkeiten, Allergieauslöser oder Wetterfühligkeit – und beispielsweise die PAT-Werte. Hierbei haben wir das Rad nicht neu erfunden. Doch statt über Krankheiten zu schreiben hielt ich es für sinnvoller, Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Pferdes darzustellen. Bei dem Gesundheitsleitfaden haben übrigens drei Tierärzte mitgewirkt, die ihr Fachwissen einfließen lassen haben.

 

Es gibt auch ähnliche Apps für Mobiltelefone, die ebenfalls die Daten der Pferde über einen längeren Zeitraum erfassen. Wo sehen Sie die Vorteile des Logbuchs gegenüber diesen elektronischen Methoden?

Das Pferde-Logbuch stellt die Pferdegesundheit in den Mittelpunkt. An dieser Stelle darf ich verraten, dass es das Pferde-Llogbuch in Kürze auch als App geben wird.

Ich bin der Auffassung, dass es sowohl Anhänger der haptischen Buchform sowie der digitalen Form gibt – und auch weiterhin geben wird. Das Buch hat den Vorteil, dass es jederzeit zur Verfügung steht und nicht an Personen gebunden ist. Zur Dokumentation und Weitergabe bei einem möglichen Verkauf sehe ich beim Buch deutliche Vorteile gegenüber einer digitalen Version. Aber wie jemand vor kurzem feststellte, ist vielleicht die Kombination aus beidem die optimale Lösung.

 

Gibt es spezielle Tipps oder Empfehlungen für die Anwender des Pferde-Logbuchs?

Das Pferde-Logbuch sollte sich am besten im Stall befinden. So können Termine jederzeit überwacht oder Dokumentationen nachgeschlagen oder neu eingetragen werden. Auch wenn der Besitzer nicht anwesend ist kann man sich einen Überblick verschaffen, natürlich sollte das Einverständnis dazu vorher abgeklärt werden. Die Behandlungen sollten unbedingt per Stempel und Unterschrift verifiziert werden. Sicherlich macht es Sinn, von dem jeweiligen Pferd die wichtigsten Versicherungsdaten ins Pferde-Logbuch einzutragen, sodass diese bei Bedarf zur Verfügung stehen – und nicht erst zu Hause im Ordner gesucht werden müssen.

Autor

Alina

Deutschlandweit für die MMA als Pferdeexpertin im Einsatz. Sie liebt ihren Hund und ihre Pferde gleichermaßen und ist von Kindesbeinen an begeisterte Springreiterin.

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