Bodenarbeit und Gelassenheitstraining Teil VII

Text: Anna Castronovo, Fotos: Heike Gürtler

Vorwärts, rückwärts, seitwärts, stehn...

... Hacke, Spitze, weitergehn. Kennt Ihr den Kinderreim? Bald könnt Ihr dieses lustige Laufspiel auch mit Eurem Pferd machen, denn diesmal lernt Ihr die letzte wichtigste Bewegungsrichtung zu etablieren: das Rückwärts.

So soll es sein: Diese Stute geht schon bei Phase 1 rückwärts.

Auch bei dieser Übung geht Ihr am besten nach dem Vier-Phasen-Prinzip vor. Phase 1: Um Euer Pferd aus der Distanz rückwärts weichen zu lassen, stellt Ihr Euch frontal vor das Tier, richtet Euch groß auf und hebt Euren Arm nach oben. Das Seil liegt locker auf dem Boden, Euer Blick ruht auf der Brust des Pferdes und Ihr konzentriert Euch darauf, dass das Pferd zurück weichen soll. Dann wackelt Ihr mit dem Zeigefinger. Phase 2: Ihr wackelt mit dem Handgelenk. Phase 3: Ihr wackelt mit dem Unterarm. Phase 4: Ihr lasst das Seil schwingen.

„Anfangs dauert es vielleicht etwas länger, bis das Pferd versteht, was wir von ihm wollen“, sagt Pferdetrainer Michael Dold. „Deshalb unbedingt geduldig bleiben und jeden richtigen Schritt durch Lob und Pause belohnen.“ Nicht vergessen: „Danach darf und soll das Pferd immer wieder zu uns kommen – schließlich ist es beim Menschen doch am schönsten, oder?“ Dazu dreht Ihr die Schulter leicht weg, um den Weg nicht zu versperren, lasst die Körperspannung los und schaut auf den Boden. Dann beginnt Ihr, das Seil durch Eure Hände gleiten zu lassen, so als wolltet Ihr das Pferd zu Euch holen, aber ohne tatsächlich daran zu ziehen. Erst wenn das Pferd auch darauf nicht reagiert, schließt Ihr die Finger am Seil. „Wenn das Pferd ungern zurückkommt, ist es besonders wichtig, dass Ihr ihm eine schöne Pause gebt, damit es sich für das Tier auch wirklich lohnt, zu Euch zu kommen“, rät der Pferdetrainer.

Wenn das Tier einmal begriffen hat, dass es rückwärts gehen soll, könnt Ihr unterschiedlich viele Schritte einfordern.“ Wichtig ist, dass Ihr dabei die Intensität der Hilfe wieder heruntersetzt, sobald das Pferd reagiert. Ein Beispiel: Das Pferd beginnt erst rückwärts zu weichen, wenn Ihr den Unterarm bewegt. Sobald es reagiert, wackelt Ihr nur noch mit dem Handgelenk. Reagiert es weiter, nur noch mit dem Zeigefinger. Bleibt es stehen, geht Ihr wieder zu Phase 2 und 3 über und so weiter. „So wird das Pferd auf immer feinere Signale achten und schon bald auf ein Zeigefingerwackeln zügig rückwärts gehen“, sagt Dold.

Nun könnt Ihr auch das Weichen der Vorhand aus der letzten Folge mit einbauen: Wenn Ihr in der Zirkelmitte steht und das Pferd rückwärts auf den Hufschlag geschickt habt, zeigt Ihr ihm einfach mit dem Arm die Richtung an, in die es gehen soll und Ihr könnt beginnen zu longieren.

Geschafft! Jetzt könnt Ihr Euer Pferd aus der Distanz in alle Richtungen bewegen. Zeit, kreativ zu werden. Wie wäre es zum Beispiel damit, Euer Pferd aus einer angemessenen Entfernung durch ein Stangen-L zu dirigieren? Viel Spaß beim Üben!

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

Trainer

Michael Dold

Michael wuchs in einer Tiertrainerfamilie auf. Mit seiner Arbeit folgt er den Grundsätzen des Natural Horsemanship mit Einflüssen von Pat Parelli und Mark Rashid. Dabei ist er stets bemüht, Problemen mit Ruhe sowie Geduld zu begegnen und sie mit möglichst wenig Druck und viel Verständnis zu lösen. Weitere Infos findet Ihr unter www.nh-trainer.com.

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

* Pflichtfelder müssen ausgefüllt werden

Zurück