Bodenarbeit und Gelassenheitstraining Teil VI

Text: Anna Castronovo, Fotos: Heike Grütler

Was rappelt denn da?

Gebt dem Pferd unbedingt genügend Zeit, den Rappelsack zu untersuchen, bevor Ihr mit ihm arbeitet.

 

Plötzliche, laute Geräusche erschrecken fast jedes Fluchttier – dumm nur, dass sie immer und überall auftauchen können. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, Euer Pferd in Ruhe daran zu gewöhnen.

Ideal dafür ist ein Rappelsack, den Ihr ganz einfach selber machen könnt. Füllt ein großes Gemüsenetz, einen Kartoffelsack oder eine Stofftasche mit leeren Blechdosen und deren Deckeln. Gut zubinden – fertig. Das macht ordentlich Lärm!

Aber Vorsicht: „Pferde können sehr extrem auf laute Geräusche reagieren, deshalb müsst Ihr bei dieser Übung ganz besonders vorsichtig und langsam vorgehen“, sagt Pferdetrainer Michael Dold. „Legt den Rappelsack erst einmal in einiger Entfernung vom Pferd auf den Boden und lasst es daran schnuppern. Haltet dabei unbedingt Sicherheitsabstand und stellt Euch am besten auf die andere Seite des Sacks Eurem Pferd gegenüber, denn wenn es ihn berührt und er losklappert, springt das Pferd mit ziemlicher Sicherheit erst mal weg.“

Hat sich das Pferd an das neue Objekt gewöhnt, könnt Ihr den Rappelsack vorsichtig anheben und bewegen. „Beobachtet dabei immer aufmerksam die Reaktionen Eures Pferdes, damit Ihr es nicht überfordert“, so Dold. „Wenn es sehr aufgeregt oder ängstlich ist, solltet Ihr unbedingt eine Pause machen und die Übung vielleicht sogar ein anderes Mal weitermachen.“ Ist Euer Vierbeiner allerdings unerschrocken, könnt Ihr die Anforderungen steigern. Macht mehr Lärm. Berührt Schulter, Brust und Hals Eures Pferdes mit dem Rappelsack. Klappert damit auf seinem Rücken herum. Dann fahrt damit unter den Bauch und an den Beinen entlang. „Weicht das Pferd aus, ist es wichtig, dass Ihr die Übung nicht unterbrecht. Fahrt die Intensität herunter und nehmt etwas Druck heraus, aber bleibt dran, bis das Pferd wieder stehen bleibt. Dann sofort aufhören“, rät der Pferdetrainer. „Das ist wichtig, damit Euer Pferd lernt, dass Flucht keine Option ist. Es soll stattdessen lernen, sich mit Dingen, die ihm unheimlich sind, auseinanderzusetzen und dabei die Erfahrung machen, dass ihm nichts passiert.“

Ist Euer Pferd immer noch ruhig? Toll! Dann werft ihm den Rappelsack doch mal vor die Füße. Oder unter den Bauch. Oder hinter die Hinterbeine. Die nächste Steigerung ist es dann, Euer Pferd mit Rappelsack auf dem Rücken zu führen – bis er scheppernd herunterfällt. Klappt das auch im Trab? Alles klar! Dann ist es definitiv Zeit für die Königsdisziplin (nur für sattelfeste Reiter!): Aufsteigen und den Rappelsack hinter Euch herziehen. Wichtig ist dabei natürlich, dass Ihr ihn jederzeit loslassen könnt, wenn Euer Pferd erschrickt. Und nehmt Euch beim ersten Versuch einen Helfer mit, der Euch zur Sicherheit am Führstrick hat. Los, jetzt wird gerappelt was das Zeug hält!

Bleibt Euer Pferd dabei brav stehen, könnt Ihr es vorsichtig mit dem Sack am ganzen Körper abstreichen.

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

Trainer

Michael Dold

Michael wuchs in einer Tiertrainerfamilie auf. Mit seiner Arbeit folgt er den Grundsätzen des Natural Horsemanship mit Einflüssen von Pat Parelli und Mark Rashid. Dabei ist er stets bemüht, Problemen mit Ruhe sowie Geduld zu begegnen und sie mit möglichst wenig Druck und viel Verständnis zu lösen. Weitere Infos findet Ihr unter www.nh-trainer.com.

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