Bodenarbeit und Gelassenheitstraining Teil IV

Text: Anna Castronovo, Fotos: Heike Gürtler

Pferde-Gelassenheitstraining: Der Planen-Plan

Drüberlaufen war gestern – heute wird eingewickelt! Mit einer Plane könnt Ihr nämlich viel mehr anstellen, als Euer Pferd einfach nur drüber zu führen.

Das Kennenlernen

Klar: Der erste Schritt ist auch hier wieder eine sanfte Gewöhnung an das unheimliche knisternde Ding. „Am besten lasst Ihr Euer Pferd erst einmal in einem eingezäunten Platz oder in der Halle frei und ganz ohne Druck Bekanntschaft mit der Plane machen. Die Plane könnt Ihr einfach auf dem Boden ausbreiten. Das Pferd darf mit den Hufen darauf scharren oder herzhaft hineinbeißen“, sagt Pferdetrainer Michael Dold. Je nachdem, wie mutig es ist, könnt Ihr es dann auf das Plastik führen und dort erst einmal in Ruhe stehen lassen. „Beim Gelassenheitstraining ist es wichtig, immer ruhig und langsam vorzugehen, damit das Pferd neue Situationen verarbeiten kann“, erklärt Dold. Anschließend könnt Ihr es auch über die Plane führen. Oder folgt es Euch auch frei? Das ist ein toller Vertrauensbeweis.

Schwierigkeit erhöhen

Sobald das Pferd keine Anspannung mehr zeigt, wenn es über die knisternde Fläche geht, könnt Ihr die Anforderungen steigern. Wie reagiert Euer Pferd, wenn Ihr die Plane langsam hinter Euch her zieht? Macht ihm die Bewegung Angst oder spielt es vielleicht sogar fangen und läuft Euch hinterher? Was passiert, wenn Ihr Euch unter der Plane versteckt? Hat das Pferd den Mut nachzusehen, wo Ihr abgeblieben seid? Lässt es sich auch im Trab oder sogar im Galopp über die Plane longieren? Wichtig: Haltet immer genügend Abstand und rechnet damit, dass Euer Pferd plötzlich losspringt, denn wenn das Plastik angehoben wird oder wenn das Pferd in schnelleren Gangarten darüber läuft, macht es ganz andere Geräusche.

Abstand halten! Wenn das Pferd auf die Plane trabt oder galoppiert, macht diese plötzlich ganz andere Geräusche. Da kann ein Fluchttier schon mal erschrecken!

Rückwärts über die Plane

Eine Übung für besonders Mutige ist es, das Pferd rückwärts über die Plane zu schicken. „Dabei sieht es nicht, was hinter ihm ist, und muss sich außerdem von Euch als Beschützer wegbewegen“, erklärt der Pferdetrainer. „Das ist eine große Herausforderung. Erarbeitet deshalb jeden Schritt einzeln, holt das Pferd immer wieder zu Euch und gebt ihm Pausen.“

Einwickeln in die Plane

Absolute Coolness entwickelt Euer Pferd schließlich, wenn es sich komplett einwickeln lässt, wie ein Postpaket. „Auch dabei müsst Ihr vorsichtig vorgehen, denn wenn Ihr die Plane anhebt, sie sich auf das Pferd zubewegt und es sogar berührt, kann das einen starken Fluchtreflex auslösen“, erklärt Michael Dold. „Sollte das Pferd Angst haben, ist es wichtig, die Grenze nicht zu überschreiten, bis zu der es die Anspannung noch aushalten kann. Verlässt das Pferd seine Position, einfach ruhig mit ihm mitgehen, gegebenenfalls etwas sanfter werden, aber trotzdem konsequent mit der Übung weitermachen, bis es wieder stehen bleibt“, sagt der Trainer. Dann die Plane sofort wegnehmen und loben.

Bleibt Euer Pferd auch dabei cool, könnt Ihr Euch Stück für Stück vorarbeiten. „Streichelt es erst mit der Plane an der Schulter, am Hals und an der Brust. Klappt das, dürft Ihr sie langsam immer höher heben, bis Ihr sie schließlich über das Pferd legen könnt.“ Vorsicht ist geboten, wenn das Tier dann losläuft oder wegspringt, und das Knisterplastik hinter ihm herunterfällt. Oder wenn es sich sogar verheddert und am Pferd hängenbleibt, was im schlimmsten Fall zu regelrechter Panik führen kann. „Um das zu vermeiden ist es wichtig, die Plane zunächst nur mit einer kleinen Ecke an verschiedenen Stellen über das Pferd zu legen und selbst wieder hinunter zu ziehen, damit sich das Pferd auch daran gewöhnt. Dabei solltet Ihr unbedingt üben, dass das Plastik die Hinterbeine berührt.“ Lässt sich das Pferd schließlich komplett einwickeln, könnt Ihr zu guter Letzt noch versuchen, eine Runde mit ihm zu gehen.

Bei allen Übungen gilt, wie immer: Das Pferd nicht überfordern und ihm viele Pausen zum Nachdenken geben. „Weniger ist manchmal mehr“, sagt Michael Dold. „Lieber kürzere Übungseinheiten machen und jedes Mal ein neues, kleines Stück Vertrauen aufbauen, das sich dann immer mehr festigt und für immer hält.“

Und jetzt viel Spaß mit dem Planen-Training!

Trainer

Michael Dold

Michael wuchs in einer Tiertrainerfamilie auf. Mit seiner Arbeit folgt er den Grundsätzen des Natural Horsemanship mit Einflüssen von Pat Parelli und Mark Rashid. Dabei ist er stets bemüht, Problemen mit Ruhe sowie Geduld zu begegnen und sie mit möglichst wenig Druck und viel Verständnis zu lösen. Weitere Infos findet Ihr unter www.nh-trainer.com.

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

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