Bodenarbeit und Gelassenheitstraining Teil II

Text: Anna Castronovo, Bilder: Heike Gürtler

Regenschirm-Potpourri

Bei jedem Ausritt und an jedem Turnierplatz können sie uns begegnen: Regenschirme, die plötzlich aufklappen oder bedrohlich schwanken. Grund genug unser Pferd rechtzeitig und in Ruhe an die bunten Dinger zu gewöhnen.

Aber Achtung: „Manche Pferde reagieren sehr heftig, wenn sie erschrecken“, sagt Horsemanship-Trainer Michael Dold. „Deshalb bitte immer langsam und vorsichtig vorgehen. Wenn das Pferd Angst hat oder sehr angespannt ist, muss man ihm unbedingt genug Zeit geben, das Schreckobjekt aus einer Entfernung zu betrachten, die für das Tier selbst gut erträglich ist.“ Erst wenn es sich entspannt, kann der Abstand weiter verringert werden. Meist siegt irgendwann die Neugier und das Pferd kommt von selbst näher, um den Schirm zu beschnuppern.

 

Bitte immer langsam und vorsichtig vorgehen. Wenn das Pferd Angst hat oder angespannt ist, muss man ihm unbedingt genug Zeit geben, das Schreckobjekt aus einer Entfernung zu betrachten, die für das Tier gut erträglich ist.

Bei sehr ängstlichen Vierbeinern empfiehlt es sich einen Helfer mitzunehmen. Dann kann einer das Pferd halten und der andere vorsichtig den Schirm bewegen.

Beim Gelassenheitstraining gibt es keine Standard-Anleitung, da jedes Pferd sehr individuell reagiert. Grundsätzlich gilt aber: „Das Tier bei solchen Übungen nicht überfordern und immer wieder Pausen zum Entspannen und Nachdenken geben“, sagt Dold. Im Zweifelsfall sollte das Thema Schirme lieber auf mehrere Übungseinheiten verteilet werden – schließlich wollen wir langfristig Vertrauen aufbauen und das geht eben manchmal nicht von jetzt auf gleich.

Ganz wichtig für die Sicherheit: „Bitte nie dort aufhalten, wohin das Fluchttier Pferd springt, wenn es vor dem Hindernis fliehen will, oder wohin es tritt, wenn es sich gegen eine plötzlich auftauchende Gefahr verteidigen will!“, warnt Dold. „Besser ist es, sich zunächst zwischen Pferd und Schirm zu platzieren. Das verbessert zudem das Vertrauen, denn das Pferd merkt, dass der Mensch es vor der vermeintlichen Gefahr beschützt und ist dann gleich viel mutiger.“ Und wie immer: Jeden kleinen Fortschritt loben. Wie Ihr am besten Eure Pferde richtig lobt, könnt Ihr im Artikel „Bodenarbeit und Gelassenheitstraining Teil I“ nachlesen. 

Das brauchst Du: mehrere verschiedenfarbige Regenschirme zum Aufklappen mit Klick-Verschluss. 

Übung 1: Einen aufgeklappten Regenschirm auf den Boden legen und das Pferd daran schnuppern lassen. Ist es entspannt, den Schirm vorsichtig aufheben und langsam bewegen. Vor allem, wenn man ihn über die Kopfhöhe des Pferdes hebt, wirkt das oft bedrohlich. Hat es Angst, lieber einen Schritt zurückgehen, sich selbst ruhig unter den Schirm stellen und abwarten, bis es nachsehen kommt. Hat sich das Pferd daran gewöhnt, dass der Schirm über ihm ist, kann man um das Tier herumgehen und den Schirm über ihm schwenken. Die letzte Schwierigkeitsstufe ist dann das Reiten mit Schirm.

In Bild 1 darf das Pferd jedes neue Hindernis erst einmal in Ruhe beschnuppern und untersuchen. Bild 2: Wenn man den Schirm über die Kopfhöhe des Pferdes hebt, wirkt das oft bedrohlich. Hat das Pferd Angst, lieber einen Schritt zurückgehen, sich selbst ruhig unter den Schirm stellen und abwarten, bis es nachsehen kommt. Bild 3: Die Königsdisziplin: Reiten mit Schirm.

 

Übung 2: Mehrere verschiedenfarbige Regenschirme auf den Boden legen und das Pferd dazwischen hindurchführen oder sogar longieren. Funktioniert das auch im Trab?

Übung 3: Einen Regenschirm – zunächst mit etwas Abstand zum Pferd – langsam auf- und zuklappen. Ist es dabei gelassen, könnt Ihr diese Übung so lange steigern, bis Ihr den Schirm in verschiedenen Positionen immer schneller bewegen könnt. Die Meisterklasse ist dann ein Klick-Schirm, der plötzlich aufspringt. Aus Sicherheitsgründen sollte man sich dabei zunächst immer zwischen Schirm und Pferd aufhalten, damit einen das Pferd nicht umrempelt, falls es erschrickt und wegspringt.

Wir wünschen Euch viel Spaß bei der Übung!

Trainer

Michael Dold

Michael wuchs in einer Tiertrainerfamilie auf. Mit seiner Arbeit folgt er den Grundsätzen des Natural Horsemanship mit Einflüssen von Pat Parelli und Mark Rashid. Dabei ist er stets bemüht, Problemen mit Ruhe sowie Geduld zu begegnen und sie mit möglichst wenig Druck und viel Verständnis zu lösen. Weitere Infos findet Ihr unter www.nh-trainer.com.

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

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