Ausbildung von Fohlen Teil II

Text: Anna Castronovo

1 Übung: Sich überall anfassen lassen

„Zuerst soll sich das Fohlen überall anfassen lassen“, sagt Pferdetrainerin Sigrid Schneider. „Ich beginne damit, seine Lieblings-Kraulstellen zu suchen. Das kann zum Beispiel Kratzen an der Brust sein.“ So eine Lieblingsstelle kann später ungemein hilfreich sein. „Wir konnten einmal sogar eine leichtere Verletzung völlig stressfrei behandeln: Eine Schülerin von mir hat das Fohlen gekrault und ich konnte seine Wunde verarzten, ohne dass wir es festhalten oder anbinden mussten“, erzählt die Trainerin.

Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man stressige Situationen gut vorbereiten kann – denn die kommen früher oder später sicher mal auf euch zu. „Oft eskalieren Situationen unnötig, weil die Vorbereitung fehlt“, weiß Schneider. Eine gute Fohlenerziehung zielt darauf ab, eine Grundlage zu schaffen, auf der das Pferd auch schwierige Situationen meistern kann, ohne das Vertrauen zu verlieren.

Hat das Fohlen die Berührung durch den Menschen erstmal mit „toll, ich werde gekrault“ verbunden, kann man sich behutsam über den ganzen Körper vortasten. Nicht vergessen: Auch die Beine abstreichen. Das ist für das spätere Hufe aufheben wichtig.

Die Suche nach der Lieblingskraulstelle.

Foto: A. Castronovo

2. Übung: Weichen und Folgen

Lässt sich das Fohlen entspannt überall anfassen, soll es als nächstes lernen, sanftem Druck zu weichen. „Das Ziel dieser Übungen sollte nicht sein, dass das Jungpferd diesen Druck meidet und vor ihm davonläuft. Es soll ihm stattdessen folgen. Das Fohlen soll sich von mir herumschieben lassen wie ein Badeentchen in der Wanne“, schmunzelt Sigi Schneider.

„Klappt das, lege ich ihm einen Führstrick um den Hals und ziehe vorsichtig daran, bis es einen Schritt auf mich zu macht.“ Nie vergessen: Schon nach dem ersten winzigen Schritt sofort lockerlassen!

„Als nächstes könnt ihr mit der Hand sanften Druck auf den Nasenrücken ausüben, bis das Fohlen rückwärts weicht.“ Damit sind schon mal die wichtigsten Bewegungsrichtungen etabliert. „Das ist ein Gefühlsspiel, welches äußerst wichtig für das spätere Halftern und Führen ist“, mahnt Schneider. „Dieser Schritt ist ein Knackpunkt in der Ausbildung, der unbedingt professionell durchgeführt werden sollte.“ Denn wenn hier Fehler passieren, kann das dazu führen, dass sich ein Pferd sein ganzes Leben lang schlecht am Kopf anfassen und sich nicht gerne halftern oder trensen lässt. Je nach Charakter können Pferde auch büffelig und ignorant werden und am Halfter ziehen.

 

Trainer

Sigrid Schneider

Nach Abschluss ihres 2. juristisches Staatsexamens entschied sich Sigrid Schneider gegen die Paragraphen und für die Pferde. Seit 2006 arbeitet sie deutschlandweit und international als Trainerin für Horsemanship und natürliches Reiten und betreibt einen kleinen Schulbetrieb für Erwachsene auf der Holunder Ranch in Puchheim bei München.

www.sigrid-schneider.com

Autor

Anna

Gelernte Journalistin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: Anna schreibt über Reitlehre, Zucht & Sport, Medizin, Haltung & Fütterung. Sie reitet von Kindesbeinen an und besitzt ein eigenes Pferd.

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