Allianz Agrar

_{Text: Anna Castronovo}

Übung: Hufe geben

„Ich höre immer wieder davon, dass Pferde für ihren ersten Termin beim Schmied sediert werden, oder dass sie eine Nasenbremse brauchen“, sagt Pferdetrainerin Sigrid Schneider und schüttelt den Kopf. Denn eigentlich ist es gar nicht so schwer, das Aufheben entspannt zu lernen.

„Dem Menschen einen Huf zu geben, ist für das junge Pferd ein einschneidendes Erlebnis. Es verliert jede Möglichkeit zu fliehen und gerät zudem aus der Balance – für ein Fluchttier fatal!“, erklärt Schneider. Sie beginnt deshalb damit, dass das Fohlen ein Bein heben soll, wenn sie es mit der Gerte sanft berührt. „So lernt es, sich selbst auf drei Beinen auszubalancieren, und das ohne jeden Stress“, erklärt sie. Wenn das mit allen vier Hufen nacheinander klappt, ist die erste Hürde bereits genommen.

„Im nächsten Schritt soll das junge Pferd lernen den Huf zu heben, wenn ich das Bein anfasse“, sagt Schneider. Ihr persönlicher Tipp: „Aus Sicherheitsgründen lehre ich meinen Pferden, das Bein zu heben, sobald ich es auf Höhe der Kastanie anfasse. Dann ist mein Kopf nicht so tief und befindet sich nicht in Reichweite der Hinterhufe.“ Erst wenn das Pferd das Bein von alleine anbietet, beginnt Schneider damit, den Huf in die Hand zu nehmen.

Beim gesamten Aufhebe-Training bindet sie ihre Pferde nicht an, denn „anbinden bringt nur zusätzliches Adrenalin“, wie sie sagt. Unser Ziel ist es, dass unser Fohlen immer möglichst entspannt ist.

Hat das Fohlen einmal verinnerlicht, dass ihm nichts geschieht, wenn die Hufe aufgehoben und festgehalten wird, ist der erste Schmiedetermin meist keine große Sache mehr. „Davor klopfe ich noch vorsichtig mit einem harten Gegenstand auf den Huf und rasple kurz mit der Feile, damit das Fohlen auch diese Berührungen in vertrauter Atmosphäre kennengelernt hat, bevor sich zum ersten Mal ein Fremder an seinen Hufen zu schaffen macht.“