Alcantaras Tagebuch

Text: Alina Voigt

Anzeichen der Geburt, Abfohlkiste und Notfallplan

Mittlerweile kann es sich nur noch um Tage oder Stunden handeln bis Alcantara ihr Fohlen bekommt. Da es ihr erstes Fohlen ist, ist es für alle Beteiligten extrem aufregend. Oftmals ist es schwierig zu erkennen, wann die Stute nun endlich so weit ist. Es gibt jedoch einige verräterische Anzeichen, die einem ziemlich genau zeigen, wann es ernst wird.

Welche Anzeichen zeigt die Stute vor der Geburt des Fohlens?

 

90% aller Fohlen werden in der Nacht zwischen 18 und 6 Uhr geboren. Die Reihenfolge und der Zeitpunkt der Geburtsanzeichen können je nach Pferd variieren. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass wir den Moment der Geburt nicht verpassen, wird Alcantara zusätzlich auch einen Überwachungsgurt tragen.  

Wie läuft die Geburt ab?

Ist der Moment endlich gekommen, wird Alcantara drei wesentliche Phasen der Geburt durchlaufen.

In der Regel wird die Stute zunächst unruhig, beginnt zu schwitzen und zeigt beinahe kolikartige Symptome wie beispielswiese das Umdrehen nach dem Bauch oder das Aufstampfen mit dem Fuß. Die Geburt wird durch die passive Öffnung des Muttermundes der Stute eingeleitet. Diese Öffnungsphase kann mehrere Stunden andauern. Die Stute sollte dabei nicht gestört werden, da sie hier noch die Möglichkeit hat, die Geburt zu verzögern. Hier entscheidet die Stute zum größten Teil selbst, wann es tatsächlich losgeht. Passend zu dem Sprichwort „Den Tag bestimmt das Fohlen, die Stunde die Stute.“ Die Stute kann bei einer unmittelbaren Gefahr abwarten, bis diese vorüber ist, um ihr Fohlen unter sicheren Umständen zu gebären. Die Phase wird durch das Platzen der Fruchtblase beendet.

Die Austreibungsphase ist das aktive Pressen der Stute und die tatsächliche Geburt des Fohlens. Die meisten Stuten liegen hier schon und es sind starke Kontraktionen des Bauches erkennbar, die das Fohlen im Geburtskanal Richtung „Ausgang“ schieben. Dieser Abschnitt dauert nur etwa 30 Minuten an. Ist nach Ablauf der Zeit immer noch kein Fohlen geboren, sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden. Bei einer richtigen Lage des Fohlens sollten zuerst die Vorderfüße leicht schräg verschoben erscheinen, direkt gefolgt von Nase, Kopf, Hals, Schulter und so weiter. Das Fohlen kommt in der Regel auf der Seite liegend zur Welt. Bis zur Abtrennung der Nabelschnur bleibt es oftmals noch mit den Hinterbeinen bis zum Sprunggelenk in der Scheide der Stute. Bei einer Abweichung von dieser Geburtsstellung ist ein Tierarzt zu rufen. Das Fohlen ist meist von Eihüllen bedeckt, die bei der Geburt aufreißen und deren Reste von der Stute nach der Geburt entfernt werden. Dieser Vorgang stärkt die Beziehung zwischen Stute und Fohlen und sollte normalerweise nicht gestört werden. Bedecken die Eihüllen aber Nase und Maul des Fohlens und werden nicht unverzüglich von der Mutter entfernt, muss eingegriffen werden, um dem Fohlen eine problemlose Atmung zu ermöglichen. Beim Aufstehen der Stute reißt die Nabelschnur in der Regel an der dafür vorhergesehenen Stelle ab. Tut sie das nicht, muss sie durch abbinden oder abklemmen entfernt werden. Wichtig ist, sie nicht abzuschneiden, da es dadurch zu keiner Gefäßverschließung kommt und somit die Gefahr von Blutungen besteht.

In der dritten und letzten Phase wird die Nachgeburt abgestoßen, dies kann im Normalfall bis zu einer Stunde nach der Geburt dauern. Dauert es länger als zwei Stunden spricht man von einem verzögerten Nachgeburtsabgang. Bei einer Nachgeburtsverhaltung von mehr als drei Stunden sollte der Tierarzt gerufen werden. Die abgestoßene Plazenta muss auf ihre Vollständigkeit überprüft werden, denn jegliche Reste die in der Stute zurückbleiben können zu Komplikationen führen.

Ab wann muss ich in die Geburt eingreifen?

Die meisten Geburten verlaufen relativ problemlos und nur bei etwa 4 – 6 % der Geburten kommt es zu Komplikationen. Ich versuche daher, mir so wenig Sorgen wie möglich zu machen und gehe von einer reibungslosen Geburt und einem gesunden Fohlen aus. Trotzdem sollte man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, um ein schnelles Eingreifen insbesondere durch den Tierarzt zu ermöglichen. Sofern keine Komplikationen zu erkennen sind, ist es während der Geburt wichtig, so wenig wie möglich in den Ablauf einzugreifen. Gerade Stuten, die das erste Mal Abfohlen, sind oft nervös und leicht zu stören.

Was ist bei der Erstversorgung des Fohlens zu beachten?

Kurz nach der Geburt sollte das Fohlen mit seinen ersten Aufstehversuchen, der Suche nach dem Euter und dem Trinken der Biestmilch beginnen. Wichtig ist, nicht zu früh in die Suche einzugreifen, sondern dem Fohlen Zeit zu geben sich zurechtzufinden. Sollte das Fohlen innerhalb der ersten zwei Stunden noch keine Milch aufgenommen haben, muss dringend nachgeholfen werden. Grund dafür ist das Schließen der Darmschranke des Fohlens. Bereits nach 24 Lebensstunden ist die Darmwand komplett undurchlässig für die aus der Biestmilch aufgenommenen Immunglobuline (Antikörper). Dadurch kann das Fohlen keinen bzw. nur einen geringeren Schutz vor Krankheitserregern ausbilden. Ein geringer IgG-Spiegel (Immunglobulin G) führt zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Infektionen. Unbehandelt können die immunschwachen Fohlen erkranken oder sogar sterben. Ein einfacher IgG-Test kann innerhalb der ersten Lebensstunden Aufschluss über den Status des Fohlens geben und somit im Zweifelsfall Leben retten.

Durch die Milchaufnahme wird die Darmtätigkeit des Fohlens angeregt und es kommt in der Regel zum Absetzen des Darmpechs (Mekonium). Besonders bei Hengstfohlen besteht die Gefahr einer Mekoniumverhaltung bzw. -verklebung, die aber durch das Durchführen eines Einlaufs (Klistiers) vorgebeugt werden kann.

Nach der ersten Kontaktaufnahme zwischen Fohlen und Stute sollte der Nabel durch das Eintauchen in eine desinfizierende Lösung gereinigt werden. Dies sollte die nächsten zwei Tage zweimal täglich wiederholt werden. Danach sollte der Nabel etwa zwei Wochen lang täglich auf seine Trocken- und Geschlossenheit kontrolliert werden, um eine Infektion schnell zu bemerken und dementsprechend reagieren zu können.

Auch wenn alle Vorbereitungen und Maßnahmen getroffen wurden und das Fohlen scheinbar gesund zu Welt gebracht wurde, empfiehlt es sich einen Tierarzt zur Nachuntersuchung hinzuzuziehen. Mit dem Arzt können auch noch eventuell nötige medikamentöse Behandlungen des Fohlens besprochen werden.

Stute mit ihrem frisch geborenen Fohlen.

Foto: Fotolia

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Autor

Alina

Deutschlandweit für die MMA als Pferdeexpertin im Einsatz. Sie liebt ihren Hund und ihre Pferde gleichermaßen und ist von Kindesbeinen an begeisterte Springreiterin.

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